Schauplatz St. Joseph, auf dem Campus der Missouri Western State University. Aber nicht die Studis sind zurück – Football ist zurück! Es ist August und somit endlich wieder Zeit für NFL-Action. Die Kansas City Chiefs bereiten sich im Training Camp intensiv auf die neue Saison vor.
Welche Spieler schon mit Frühform glänzen, wie Rookies und Neuzugänge sich einfügen, wo noch das Feintuning fehlt liest du im ersten Camp-Überblick.
JuJu spielt, als wäre er schon ewig bei den Chiefs
Ganz neu dabei – aber Eingewöhnungszeit braucht dieser erfahrene Mann nicht. JuJu Smith-Schuster hat in den ersten Trainingstagen bereits gezeigt, warum die Chiefs ihn geholt haben. Er wurde häufig angespielt, lieferte regelmäßig beeindruckende Catches und war überall auf dem Feld zu finden.
"Das Vertrauen ist vorhanden", sagte Head Coach Andy Reid, als er nach der Chemie zwischen Quarterback Patrick Mahomes und Smith-Schuster gefragt wurde. "JuJu weiß, was er tut. Wir wussten, was wir an ihm haben. Er war in der Offseason ein bisschen angeschlagen, aber jetzt ist er fit. Darauf bauen wir auf."
Und der Receiver selbst tut das auch. In mehreren Trainingseinheiten der ersten Woche lieferte er den Highlight-Catch des Tages und zeigte dabei seine in der NFL selten auffindbare Kombination aus Geschwindigkeit, Ballorientierung und präzisen Laufwegen. Den Fans auf dem Trainingsgelände in St. Joseph gefällt's, was sie immer wieder mit Jubelstürmen zum Ausdruck bringen. JuJu ist auf bestem Weg, sich schon in der Vorbereitung zum Publikumsliebling nach oben zu arbeiten.
"Heute war nur ein Vorgeschmack auf das, was ich zeigen kann", sagte Smith-Schuster bereits nach dem ersten Trainingstag. Er hielt an den darauffolgenden Tagen sein Wort. Er genieße die Vielfalt der Chiefs-Offensive – und dass jeder Playmaker jede Position beherrschen muss.
Ob Flug-Catch oder Catch in enger Manndeckung – Smith-Schuster hat in den vergangenen Tagen bewiesen, dass er die ganze Bandbreite an Skills hat. Besonders beeindruckend war in der ersten Woche einmal mehr das Zusammenspiel mit Patrick Mahomes in den Teamübungen. Obwohl der Verteidiger ganz nah bei Smith-Schuster war und den Ball sogar berührte, ließ sich der Receiver nicht beirren, fing den Pass und setzte seinen Lauf bis in die Endzone fort. Dort traf Sekunden später auch Mahomes ein, um mit seinem neuen Teamkollegen zu feiern.
Junge Playmaker in der Defensive zeigen sich
Aber nicht nur die alten Hasen überzeugten zum Auftakt des Training Camps. Einige der jungen Verteidiger der Chiefs bekamen bereits die Gelegenheit, mit den Startern zu trainieren. Noch steht auf vielen Positionen nicht fest, wer am Ende Stammspieler und wer Ersatz ist, deshalb wollten besonders die Rookies ihre Chance wahrnehmen, um die Etablierten und die Coaches von sich zu überzeugen.
Zwei Spieler, die ihre Chance nutzten, sind die Defensive Ends George Karlaftis und Joshua Kaindoh, die in Offense-gegen-Defense-Situationen mehrfach den gegnerischen Quarterback unter Druck setzten. Erstrundenpick Karlaftis, 2022 an 30. Stelle im NFL Draft ausgewählt, machte sich noch größer, als er sowieso schon ist und bekam dadurch an der Line of Scrimmage einen Pass von Ersatz-Quarterback Chad Henne zu fassen. Die erste Interception des gebürtigen Griechen bestätigte den starken Start in seine Profikarriere. Joshua Kaindoh, Viertrundenpick von 2021, machte Henne ebenfalls das Leben schwer. Er setzte den Spielmacher einmal so unter Druck, dass dieser den Ball verlor.
Die Passverteidiger trugen ebenfalls ihren Teil zu einer überzeugenden Defensiv-Performance bei. Die Rookies Joshua Williams und Trent McDuffie haben auch bei Andy Reid einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Sie sind da reingegangen und haben gekämpft. Das gefällt mir." Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass es Interception um Interception hagelt. Für den Coach zählt die Verteidigungsarbeit an sich: "Die Catches, die sie zugelassen haben, waren alle umkämpft, da war Körper an Körper."
Auch dem Safety-Neuzugang Justin Reid gefällt, was er sieht. Ihm sagt besonders die Kultur zu, die Kansas City in der Defensive aufzubauen versucht: "Wir wollen nicht erst ein paar Spiele brauchen, um rein zu kommen. Wir wollen vom ersten Tag an eine dominante Verteidigung sein." Doch wie es sich für einen erfahrenen Spieler gehört, hatte Reid nach einem guten Trainingstag in der ersten Woche auch ein paar warnende Worte parat: "Man ist immer nur so gut wie am nächsten Tag, also müssen wir auch morgen wieder alles geben."
Skyy is the limit für die Receiver
Wenn Patrick Mahomes der Quarterback ist, dann können die Receiver glänzen. Das gilt nicht nur für JuJu Smith-Schuster. Neben dem ehemaligen Steelers-Receiver zeigten auch andere Passempfänger, dass sie 2022 eine Rolle spielen wollen – allen voran Skyy Moore, der für eins der absoluten Highlights in St. Joseph sorgte:
Quarterback Patrick Mahomes fand nur lobende Worte für seinen Rookie: "Er ist ein tougher Spieler. Er mag kleiner sein als die meisten Receiver, aber er ist auch kräftiger als viele, das zeigt sich auf dem Rasen. Er hat viele umkämpfte Bälle über die Mitte des Feldes gefangen. Ich glaube, er kann ein großer Teil unserer Offense werden."
Moore scheint sich zu einer echten Alternative für Patrick Mahomes zu entwickeln. Er sorgt für Wirbel in der Feldmitte und nutzt dann seine Geschwindigkeit, um Gegenspieler aussteigen zu lassen. Besser kann eine Bewerbung für viel Spielzeit kaum aussehen.
Ein anderer Offensivspieler, der herausstach, war Wide Receiver Marquez Valdes-Scantling. Der Neuzugang aus Green Bay war Dauergast in der Endzone und zeigte bei athletischen Catches seine enorme Spannweite und Sprungkraft.
Die angenehme Überraschung des bisherigen Trainingslagers dürfte aber Wide Receiver Justin Watson sein, der die vergangenen vier Jahre bei den Tampa Bay Buccaneers verbrachte. Er fing im Auftakttraining einen schnellen Pass über die Mitte, bevor er den Turbo zündete und über 60 Yards zum Touchdown raste.
Schon in der Offseason hatte Patrick Mahomes von Watsons Geschwindigkeit bei den inoffiziellen Trainingseinheiten in Texas geschwärmt. Nun hat der Receiver seine Sprintfähigkeit auch in voller Montur beim Chiefs-Training unter Beweis gestellt.