An Schlaf war danach erstmal nicht zu denken: Den unfassbaren Sieg der Kansas City Chiefs gegen die Buffalo Bills am Sonntag in der Divisional Round der Playoffs werden wir so schnell nicht vergessen.
Patrick Mahomes' Unterarmwurf, Tyreek Hills Lauf übers halbe Feld, Travis Kelces Touchdown-Catch in der Verlängerung – diese Szenen haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt. Hier kommen die passenden Zahlen und Fakten zum Krimi.
1. Verrücktere zwei Minuten hast du noch nicht erlebt
Es fällt schwer, die Szenen in Worte zu fassen, die sich am Sonntag im GEHA Field at Arrowhead Stadium abspielten. Mehrere Führungswechsel innerhalb von 120 Sekunden Spielzeit sorgten beim Publikum für die volle Bandbreite an Gefühlen.
25 Punkte fielen zwischen 1:54-Minuten-Marke und dem Ende der regulären Spielzeit. Nie wurden in einem NFL-Playoff-Spiel in den letzten zwei Minuten mehr Punkte erzielt. Der Schlagabtausch mündete in einem absurden 13-Sekunden-Drive der Chiefs zum Ausgleich per Field Goal.
Und in der Overtime sorgten Patrick Mahomes, Travis Kelce und die Kansas-City-Offense dafür, dass die Bills überhaupt nicht mehr an den Ball kamen.
2. Ein Spiel, das Patrick Mahomes' Karriere definiert
Mahomes ist zwar erst seit vier Jahren Starter in der Liga, aber es fällt schwer, nicht schon von seinem Vermächtnis bei den Chiefs zu sprechen. Rückblickend auf seine Karriere wird dieses Spiel irgendwann (hoffentlich in weiter, weiter Ferne) eines sein, dass die Fans mit leuchtenden Augen diskutieren werden.
In einer Partie zwischen zwei der besten jungen Spieler der Liga fand Patrick Mahomes einen Weg, der bessere zu sein. In den letzten zwei Minuten der regulären Spielzeit und in der Overtime brachte er zehn von 13 Pässen für 188 Yards und zwei Touchdowns an den Mann – und verbesserte seine persönliche Playoff-Bilanz auf acht Siege bei nur zwei Niederlagen.
Außerdem hat kein Spieler in seinen ersten zehn Playoff-Spielen mehr Touchdown-Pässe geworfen als Mahomes (25).
3. Travis Kelce war im richtigen Moment zur Stelle
Was Kelce Spiel für Spiel auf dem Feld veranstaltet, ist übermenschlich. Aber weil er es eben so regelmäßig macht, kommt es uns fast schon normal vor. Acht Catches für 96 Yards – darunter die Reception zum spielentscheidenden Touchdown und die vor dem Field Goal, das die Overtime herbeiführte. Große Spieler tun in großen Momenten große Dinge.
Wer sich dennoch daran aufhängen möchte, dass Travis Kelce die 100 Yards nicht geknackt hat, findet hier entscheidenden Kontext: Kein NFL-Spieler hat in den Playoffs mehr Partien mit 95 oder mehr Receiving Yards als der Tight End der Chiefs (8). Jerry Rice und Julian Edelman liegen gleichauf. Die Frage ist nur, wie lange noch.
4. Tyreek Hill auch
Genau wie Kelce war Hill immer dann da, wenn die Chiefs ihn am dringendsten brauchten. Sein unglaublicher 64-Yard-Touchdown mag eine der krassesten Szenen des Spiels gewesen sein, doch viele der elf Catches für insgesamt 150 Yards sahen nicht ganz so spektakulär aus, wenngleich sie enorm wichtig fürs Team waren.
Die Bills versuchten mit ihrer Defensiv-Formation und zwei ganz tief stehenden Verteidigern Big Plays zu verhindern – weite Pässe, große Raumgewinne, wie man sie von Tyreek Hill kennt. Kein Problem für den wieselflinken Receiver, der seine Spitzigkeit einfach nach Kurzpässen unter Beweis stellte und ein ums andere Mal Bills-Verteidiger aussteigen ließ. Natürlich nicht ohne frechen Gruß an den Gegenspieler.
5. Die Offensive war in Bestform
Mahomes, Kelce, Hill und Co. produzierten am Sonntag sagenhafte 552 Yards und 30 First Downs. Die Chiefs sind das erst fünfte Team überhaupt, dem diese Werte in der Postseason gelangen.
Weniger eindrucksvoll, aber dafür umso wichtiger für den Rhythmus: Kansas City verwandelte acht von 13 Third Downs, kassierte nur eine einzige Offensiv-Strafe und verlor keinen Ball. Und das gegen eine Defensive, die die NFL in dieser Saison in vielen Kategorien (unter anderem: erlaubte Punkte) anführte.
6. Die Defensive leistete erbitterten Widerstand
Ja, es mag verwundern, dass die Defense nach 36 kassierten Punkten Teil dieser durch und durch positiven Bilanzierung ist. Und gewiss hätten die Chiefs-Spieler so einige Szenen vom Sonntag gerne zurück, um dann souveräner auf die Bills-Offensivbemühungen zu reagieren. Es darf aber nicht untergehen, dass Kansas City gegen Buffalos historisch gute Angriffsabteilung einige wichtige Stopps schaffte.
Vor dem Spiel gegen die Chiefs hatten die Bills neun Drives in Serie mit einem Touchdown abgeschlossen (Abknien bei Siegen ausgenommen). Dieser Trend setzte sich zu Beginn der Divisional-Round-Partie fort, doch nach dem ersten Touchdown folgten für Buffalo Punts bei vier der nächsten sechs Anläufe. Zur Veranschaulichung: Die Bills hatten zuvor in drei ihrer letzten vier Partien überhaupt nicht gepuntet.
Besonders hervorzuheben sind die drei D-Liner Frank Clark (6 Pressures), Chris Jones (4 Pressures) und Melvin Ingram (bester Chiefs-Verteidiger laut Pro Football Focus).
7. Nick Boltons Tackles hielten den Sieg fest
Ebenfalls maßgeblichen Anteil am Sieg der Chiefs hatte Rookie-Linebacker Nick Bolton, der mit acht Tackles und einem Tackle für Raumverlust im Statistikbogen auftauchte. Aber Stats erzählen nicht immer die ganze Geschichte, denn bei ihm waren es die Momente, in denen er entscheidende Aktionen lieferte.
Im dritten Drive der Bills stoppte er deren Running Back Devin Singletary bei einem kurzen Third Down noch vor der Line of Scrimmage und forcierte so den Punt. Spät im dritten Viertel stoppte er, erneut bei Third Down, Bills-Receiver Isaiah McKenzie bei einem kurzen dritten Versuch – wieder Punt.
Diese zwei Szenen hatten bei einem solch engen Duell extrem großen Einfluss auf den Spielausgang.
8. Das war der sechste Playoff-Heimsieg in Serie
Seit 2019 war Kansas City Gastgeber in sechs Playoff-Spielen – in so vielen wie kein anderes NFL-Team. Die Chiefs gingen in allen sechs als Sieger vom Feld. Das ist die längste aktive Siegesserie der Liga und die zehntlängste in der NFL-Geschichte.
Mal weg von den Zahlen: Da waren wirklich ein paar Klassiker dabei. Der 24-Punkte-Comeback-Sieg gegen die Houston Texans in der Divisional Round vor drei Jahren. Oder das gedrehte Spiel gegen die Tennessee Titans im AFC Championship Game der Saison 2019. Chad Hennes verwandelter vierter Versuch zum Sieg gegen die Cleveland Browns im vergangenen Jahr. Und der Comeback-Erfolg gegen Buffalo im Championship-Spiel eine Woche später.
Der Sieg vom Sonntag reiht sich ein in eine lange Liste von Spielen in unserem Wohnzimmer, die alle an diesen Tagen Anwesenden nie wieder vergessen werden.
9. Zum vierten Mal in Folge stehen die Chiefs im AFC Championship Game
Sieben Teams der NFL-Geschichte standen viermal in Serie im Championship Game. Aber nur eins war in allen vier Partien Gastgeber, wenn der kommende Sonntag vorbei ist: Kansas City. Mit einem Sieg über die Cincinnati Bengals könnten die Chiefs den dritten AFC-Titel in Folge erringen.
10. Coach Reid zieht mit dem legendären Don Shula gleich
Der Sieg gegen die Bills war der 19. Playoff-Erfolg in Andy Reids Karriere. Dadurch zieht der Cheftrainer gleich mit Don Shula auf Platz drei der NFL-Bestenliste. Nur Bill Belichick (31) und Tom Landry (20) haben mehr Siege in der Postseason.
Mit einem Sieg am Sonntag kann Reid weiter an seinem Legendenstatus arbeiten.